Projekt Feldpost

Auszug aus dem Vorwort:

Mittlerweile ist es schwierig, noch Zeitzeugen zu befragen, die diese Zeit als Kinder miterlebt, mit- und durchlitten sowie als Erwachsene und Heranwachsende erlebt haben.

Nach dem Ende des Kriegs waren es andere Fragen, die die Menschen beschäftigten: Wie geht es weiter? Wie gestalten wir den Neuanfang? Wie integrieren wir Flüchtlinge und 12 Millionen Vertriebene? Und so weiter …

Hinzu kamen die Traumata von Millionen Menschen, die von Beratungsstellen nicht aufgefangen wurden, weil ein solches Netz nicht existierte. Das Schweigen der Betroffenen bzw. das Verdrängen des Erlebten trat an die Stelle der Verarbeitung des Erlebten. Väter, die im Krieg Soldaten waren, redeten bzw. konnten mit ihrer Familie nicht reden. Manchmal öffneten sie sich später den Fragen der Enkelgeneration.

Die Briefe aus Krieg und Gefangenschaft wurden daheim aufbewahrt und sind Zeugnisse dieser Zeit. Leider werden diese Quellen oft aus Unkenntnis oder Desinteresse von Nachfahren entsorgt, weil die Schrift, in der sie verfasst wurden, nur noch von wenigen Menschen gelesen werden kann.

Umso mehr sei den Familien der 21 Personen gedankt, die für unseren Band Material in unterschiedlichster Form zur Verfügung gestellt bzw. manches dem Stadtarchiv Breuberg übergeben haben. Es war für beide Seiten eine Bereicherung, denn diese bekamen viele Informationen über ihre Väter, Söhne und Onkel, als sie die transkribierten Texte zum Lesen erhielten. Manch eine Erzählung aus der Kriegs- und Gefangenenzeit konnte nun besser verstanden werden.

 

Das Buch vermittelt einen Einblick in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und die Zeit der Gefangenschaft jenseits der bekannten Kriegsverlaufshistorie, die in den Standardwerken nachzulesen ist. Es finden sich viele Zwischentöne, die in jenen Publikationen kaum oder nur als Randbemerkung auftauchen. Dass dieses Buch so geworden ist, ist all denjenigen zu verdanken, die sich Zeit zum Austausch genommen und Erkenntnisse geteilt haben in einem Miteinander für eine gemeinsame Sache. Herzlichen Dank dafür.


Feldpost und Berichte aus Krieg & Gefangenschaft fern der Heimat, 2 Bände

 

Die Bände widmen sich den Feldpostbriefen, Knipserfotos, Tagebüchern von 20 Soldaten im Zweiten Weltkrieg.

Neben den öffentlich abgedruckten Feldpostbrie-fen des ev. Pfarrers, schrieben Soldaten Briefe an ihre Familie, Freunde oder Bekannten in den heute fünf Stadtteilen von Breuberg. Die Feldpostbriefe wurden abgeschrieben, um sie für die Nachwelt zu erhalten.

Die meisten Briefe sind in deutscher Schrift geschrieben, die heute nur noch wenige Menschen lesen können. Wichtig ist aber, dass diese Erinnerungen für die Nachwelt erhalten bleiben, damit die nachkommenden Generationen einen weiteren Zugang zu dieser Zeit erhalten, der fern der Lehrbücher einen privaten Blick in das Geschehen ermöglicht.



Pressebericht über die Buchvorstellung am 19.11.2022